Derzeit gibt es in Deutschland circa 9 Millionen Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion. Davon sind circa 100.000 Dialysepatienten. Pro Jahr kommt es aufgrund von Progression zur terminalen Niereninsuffizienz zu circa 10.000 neuen Dialysepatienten pro Jahr in Deutschland. Circa 11.000 Patienten in Deutschland befinden sich auf der Warteliste für eine Nierentransplantation, davon erfüllt die Mehrzahl die Kriterien für Multimorbidität und Frailty. Der Bedarf an Versorgungsmaßnahmen in den Bereichen Ernährung und Bewegung für diese nephrologischen Patienten ist sehr hoch. Denn durch die Multimorbidität dieser Patientengruppe können auch jüngere Patienten durch die Erkrankung und durch die langjährige Dialysetherapie deutlich „voraltern“ und erreichen schneller einen Frailty-Status, der nicht nur im hohen Lebensalter auftritt. Bei diesen Patienten besteht häufig ein ausgeprägter Transplantationswunsch, aber leider werden viele dieser Patienten nicht mehr transplantiert, weil sie durch die lange Zeit auf der Warteliste über die Jahre ihren „T“-Status durch Multimorbidität verlieren.
Ziel ist es, für diese vulnerable und wachsende Patientengruppe ein angepasstes Versorgungsprogramm auf Basis einer App-unterstützten Gesundheitsberatung mit umfassenden Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen und einer möglichen stationären Rehabilitationsmaßnahme anzubieten und diese mit der App-Nutzung alleine zu vergleichen. Zu den Therapiemodulen des erweiterten Versorgungskonzeptes gehören
- Rehabilitation mit medizinischer Betreuung
- Schulungen, insbesondere in der Prä-Transplant-Vorbereitung
- Maßnahmen zur sozialen Rehabilitation
- physio- und sporttherapeutische Maßnahmen und Gesprächsgruppen über allgemeine Themen
- eine Unterstützung per App mit Informationsmaterialien und Empfehlungen zur eigenständigen Gesundheitsverbesserung
- persönliche und individuelle Betreuung in den Bereichen Ernährung und Bewegung.
Dies soll einerseits die körperliche Leistungsfähigkeit steigern und verbessern, andererseits nachhaltige Ergebnisse sichern und ausbauen.
Wie wichtig eine sportliche Betätigung, gerade im Zusammenhang mit einer bevorstehenden oder auch nach einer Organtransplantation, ist, können Sie im Erfahrungsbericht von Frau Franziska Liebhardt (Europameisterin 2016, Vize-Weltmeisterin 2015 sowie Paralympicssiegerin 2016 im Kugelstoßen) nachlesen.
Sport und Transplantation – ein ErfahrungsberichtDurch das Versorgungsprogramm „Smart & Fit für die Transplantation“ wird bei nephrologischen und multimorbiden Patienten auf der Transplantationswarteliste angestrebt, dass sie körperlich und mental, in Anbetracht der mehrjährigen Wartezeit auf eine postmortale Organspende, transplantabel bleiben und letztendlich diese Wartezeit auch überleben. Mit einer strukturierten Vorbereitung auf die Transplantation sollen Operationsrisiken und die Krankenhausverweildauer reduziert, die Resultate der Transplantation optimiert, das Transplantatüberleben verlängert und Begleiterkrankungen minimiert werden.
Bisherige Ergebnisse eines Vorläuferprojektes an >65 Jahre alten Patienten zeigen, dass es sehr positive Tendenzen, vor allem im Bereich der Körperzusammensetzung und bei den Schweregrad von Frailty gibt. Es werden allerdings mehr Langzeitdaten seitens der Krankenkassen benötigt, um die Nachhaltigkeit des Projektes zu belegen, damit ein solches Programm bei erfolgreicherer Umsetzung in die Regelversorgung übernommen werden kann. Aufgrund der langen Wartezeit auf ein Nierentransplantat, durchschnittlich 8-10 Jahre, sind die Langzeitdaten in diesem Bereich von besonderer Bedeutung.
Seit dem 01.08.2023 wird das Projekt „Smart & Fit für die Nierentransplantation“ vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert.
Zur Homepage der Medizinischen Klinik 4 des Universitätsklinikums Erlangen | Zur Homepage des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg |